Also, ich habe mir von einem IT-Kundigen die Zusammenhänge schildern lassen und möchte sie versuchen wiederzugeben (ohne Gewähr):
Die Autohersteller verwenden unterschiedliche Prozessoren für die Berechnungsschritte im Infotainment/Kommunikation innerhalb und außerhalb des Autos. Tesla hat den leistungsstarken AMD Ryzen Prozessor verbaut, der reagiert blitzschnell, soll aber Reichweite kosten. Von den zumindest ersten VW ID Modellen ist bekannt, dass die Prozessoren sehr lahm waren. Der Prozessor im IONIQ 6 liegt von der Leistungsfähigkeiten auf jeden Fall hinter dem von Tesla, aber (weit) vor dem von VW.
Gibt man also ein Ziel ins Navi ein, wird
1. die Route berechnet
2. immer ermittelt, ob der SOC reicht
3. entweder ein Ladestopp vorgeschlagen und dann neu berechnet oder aber die selbst vorgegebene Ladestation berücksichtigt und mit in die Berechnung einbezogen
4. bei aktivierter Batterievorkonditionierung die Temperatur des Hochvoltakkus geprüft
5. dann ggf. die Heizung angeworfen und
6. die Routenberechnung mit der Information zu der Verfügbarkeit der Ladesäulen abgeschlossen.
Diese Berechnungsprozesse laufen auch parallel, führen aber beim IONIQ 6 scheinbar zu einer gewissen Wartezeit, bis der Prozess endgültig abgeschlossen ist. Dass die Ladesäulen im noch nicht abgeschlossenen Berechnungsprozess alle als "belegt" angezeigt werden, liegt an den Vorgaben des Programmierers. Man hätte sich auch für "alle frei" entscheiden können, oder aber man hätte melden können, dass der Prüfprozess oder so noch nicht abgeschlossen werden konnte. Letzteres ist ja eher unpopulär, "bitte Warten" wie an einem alten PC möchte man nicht haben.
Ich kann mich noch gut an die Meldung im IONIQ Classic erinnern, dass Life Services nicht zur Verfügung stehen. Diese Meldung hat mich immer verwirrt.
Ein Elektroauto ist halt ein fahrender Computer.
Da ich vor einer Fahrt und einer schon anvisierten Ladesäule immer in die App schaue, ist mir die Anzeige im Auto mit den als belegt dargestellten Ladesäulen bisher nicht aufgefallen. Auf einer längeren Fahrt schaue ich ca. 15km vor dem Ladestopp mir den Zustand der Ladesäulen an.
Also, wenn der Prozess beim IONIQ 6 wie von mir beschrieben abläuft, müsste bei deaktivierter Batterievorkonditionierung die Prüfung der Verfügbarkeit der Ladestationen viel schneller abgeschlossen sein.
Ich habe mir sowieso die Frage gestellt, warum die Batteriekonditionierung nicht automatisch abläuft, also ohne extra Aktivierung. Nun wollte man sicher die Entscheidung über die Inkaufnahme einer längere Ladedauer aber mit geringerem Verbrauch dem Fahrer überlassen. Ist das der einzige Grund? Was passiert, wenn ich im Sommer die Batterievorkonditionierung nicht deaktiviere? Dauert die Routenberechnung dann immer noch länger?
Auch vermisse ich die Angabe einer konkreten Gradzahl, ab der man Aktivieren oder Deaktivieren sollte. Mittlerweile weiß man, dass sich der Akku erst ab 20 Grad wohl fühlt.
Ganz schön kompliziert, aber interessant.